18.01.2019, 06:01
Wallis: Wandel am Berg
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Berno Stoffel, Präsident Verband Walliser Bergbahnen, sieht auf die Bergbahnenbranche grosse Hürden zukommen. Mit den letzten Wochen aber ist er zufrieden.
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Die Bergbahnenbranche zieht zur angelaufenen Wintersaison ein positives Zwischenfazit. Die letzten Wochen liefen gut. Veränderungen und Herausforderungen stehen aber weiterhin an.

Eine Gondel rauf, die andere runter. Auf den Berggipfeln im Kanton laufen die Bahnen seit Saisonstart auf Hochtouren. Touristen und Einheimische finden den Weg auf die Piste. Sei das mit zwei Brettern, einem Brett, mit dem Schlitten, zu Fuss oder was es sonst noch so gibt. "Wir sind mit den letzten Wochen und Tagen sehr zufrieden. Das Wetter war gut, die Wirtschaft läuft und der akzeptable Wechselkurs spielte uns in die Karten", so Berno Stoffel, Präsident Verband Walliser Bergbahnen. Nach den Negativschlagzeilen rund um Crans-Montana und Saas-Fee in letzter Zeit ist das Balsam für die geschundene Bergbahnenseele. Ruhe ist nämlich nicht in Sicht. Die Branche ist im Wandel. Sie schreit nach Veränderung, geschäftsträchtigte Innovationen. Die Hürden sind aber hoch. Flexible Preisgestaltung, hoher Investitionsbedarf und Klimaveränderungen fordern die Entscheidungsträger. In den nächsten 15 Jahren müssen der Komfort der Anlagen verbessert, Schlepplifte durch Sessellifte ersetzt und die Beschneiung garantiert werden. Man könnte meinen kleine Bahnen leiden und verschwinden, grosse jubeln und wachsen. Dem ist aber nicht so. "Von einer Marktbereinigung sind wir weit entfernt. Der Wunsch nach noch grösseren Skigebieten ist nicht da. Und die kleineren sind wichtig für Anfänger", weiss Stoffel. Letztere müssten sich lediglich aus den lokalen Begebenheiten ein bisschen lösen und sich kooperativ zeigen. Allgemein gilt es, sich an den neuen Gast anzupassen. Die Branche komme an ein Lebensende der ersten Generationen von Infrastruktur, aber auch von Menschen, erklärt Stoffel. Der Tourismus und die Erlebnisse rund um die Bahnen müssten deshalb neu erfunden und gestaltet werden.

Vor zehn Jahren war die Entpolitisierung der Bahnen immer wieder Thema. Saas-Fee und Crans-Montana haben es im Jahr 2018 nun komplett geschafft. Vergessen sind die Zeiten, in denen Gemeinden und Politik in grossen Gebieten noch etwas zu sagen hatten. Laut Stoffel berge jedoch die alleinige Vorherrschaft von Privatbesitzern Gefahren, wie die jüngsten Ereignisse in Crans-Montana gezeigt hätten. Die Mischung der Besitzerstruktur sei wichtig, denn ein allgemeines Rezept für die erfolgreiche Führung einer Bergbahn gebe es nicht. "Ein Erfolgsgarant ist sicherlich der Verkauf eines Erlebnisses und nicht das billige Angebot", ist Stoffel überzeugt. Momentan dreht sich aber das Preiskarussell. Das gegenseitige Unterbieten scheint nicht abzureissen. Längerfristig gesehen sei dies der komplett falsche Ansatz, so Stoffel./sr