23.05.2019, 19:01
Oberwallis: HIV-Tests im Supermarkt erfordern Mitdenken
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"HIV-Selbsttests sollten mit Eigenverantwortung durchgeführt werden", sagt Fachstellenleiterin der Aidshilfe Oberwallis Désirée Grichting.
Bildquelle: rro (Archivbild)
Neben Schwangerschaftstests kann man nun auch HIV-Tests in Geschäften und im Internet kaufen. Diese Tests sind zwar nützlich, verlangen aber Eigenverantwortung.

Wer den Verdacht hegt, mit HIV infiziert zu sein, der muss seit September nicht mehr zum Arzt oder ins Spital, um sich testen zu lassen. Zur ersten Vorabklärung gibt es nun auch einen HIV-Selbsttest. Die Walliser Ärztegesellschaft warnte jedoch am Mittwoch vor gewissen Risiken. Zum einen bestehe die Gefahr, dass eine Person ohne Infektionsrisiko unnötigerweise einen Test mache, dessen Resultat aufgrund von Hochsensibilität positiv ausfalle und anschliessend für eine Abklärung Mehrkosten verursache. Zum anderen setzen die Tests ein gewisses Mass an Eigenverantwortung voraus. Falls die Packungsbeilage nicht verstanden würde, so wiege sich die Person nach einem vermeintlich negativen Resultat eventuell in falscher Sicherheit. Auch die Fachstellenleiterin der Aidshilfe Oberwallis, Désirée Grichting, weist im Interview mit rro auf diese Risiken hin und erklärt: "An und für sich sind die Tests sicher, jedoch erfordert die fehlende Beratung Eigenkompetenz und Eigenverantwortung." Ausserdem zeige ein solcher Test erst drei Monaten nach einer Risikosituation gesicherte Ergebnisse an. 

Die Schweiz zählt jährlich 500 Personen, die sich neu mit HIV infizieren. Seit September letzten Jahres können die HIV-Selbsttests für zu Hause nun im Internet, in Supermärkten und in anderen Geschäften erworben werden. Der grosse Vorteil dieser Vorgehensweise ist die Anonymität. Die Durchführung ist simpel: Man benötigt einen winzigen Tropfen Blut. HIV ist bis heute nicht heilbar, jedoch können Infizierte weitgehend ein normales Leben führen. Zudem sind die Viren dank einer Therapie nach Plan nicht mehr nachweisbar.

Im Falle eines positiven Selbsttestergebnisses muss der vermeintlich Infizierte einen Labortest zur Bestätigung anfordern. Die Person, die den Selbsttest macht, ist in dieser Situation häufig alleine. Darin sieht Grichting ein Problem: "Ängste können nicht besprochen werden." Man solle sich unverzüglich an eine Beratungsstelle wenden, damit die Person eine adäquate Behandlung bekomme, so Grichting weiter./sr