23.10.2019, 12:31
Wallis: Schicksalswahlgang für die Christdemokraten
Bild
Sie sind im zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen die Gejagten. Die CVP-Kandidaten Beat Rieder und Marianne Maret.
Bildquelle: zvg
Am 3. November beim zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen steht für die Walliser CVP viel auf dem Spiel. Es geht um ihre politische Vormachtstellung im Kanton.

Im ersten Wahlgang der Ständeratswahlen erzielten das CVP-Duo Beat Rieder und Marianne Maret die besten Resultate. Besonders das Ergebnis von Rieder im Oberwallis war beeindruckend. Der amtierende CVPO-Ständerat holte im oberen Kantonsteil 26'531 Stimmen. Noch nie hatte ein Kandidat im Oberwallis mehr Stimmen erreicht. Maret kam im Oberwallis auf 19'147 Stimmen. 

Gewonnen ist dadurch aber noch nichts. Die politischen Gegner, vor allem jene aus dem links-grünen Lager, wittern nun beim zweiten Wahlgang ihre Chance. Besonders Mathias Reynard. Der SP-Nationalrat ist zum gefährlichen Widersacher für die CVP avanciert. Für die CVP, die bei den Nationalratswahlen 5 Prozentpunkte eingebüsst hat, geht es deshalb am 3. November bei den Ständeratswahlen um sehr viel. Ihre Walliser Doppelvertretung im Stöckli steht auf dem Spiel. Wenn diese nach dem zweiten Wahlgang tatsächlich Geschichte sein sollte, dürften für die Christdemokraten bis zu den Staatsratswahlen im Frühjahr schwierige Zeiten anbrechen. Mit einem Wähleranteil von knapp 35 Prozent drei von fünf Staatsräten zu stellen, dürfte bei der politischen Gegnerschaft kaum auf Gegenliebe stossen. Die ersten Gegner haben sich schon in Stellung gebracht. Einer von ihnen ist alt Bundesrat Pascal Couchepin. Das Wort des FDP-Doyen hat in der Partei immer noch Gewicht. FDP-Nationalrat Philippe Nantermod gilt als politischer Ziehsohn von Couchepin. Ausserdem ist Couchepins Tochter Stadtpräsidentin in Martinach.

Pascal Couchepin liess in den vergangenen Tagen medienwirksam durchblicken, dass er im zweiten Wahlgang den SP-Kandidaten Mathias Reynard unterstützen werde. Dahinter steckt wohl auch politisches Kalkül im Hinblick auf die Staatsratswahlen 2021. Dann wird nämlich der FDP-Staatsratssitz von Frédéric Favre der Wackelsitz sein, und Couchepin und seine Partei brauchen Verbündete. Wenn es nun Reynard in den Ständerat schafft, würde der mit Abstand beste Kandidat der SP für die Staatsratswahlen nicht mehr zur Verfügung stehen. Favre hätte einen starken Konkurrenten weniger. Die ganze Sache könnte aber auch nach hinten losgehen. Dann nämlich, wenn die CVP ihre beiden Sitze im Ständerat halten kann. Dann werden sich die Christdemokraten an Couchepins Wahlempfehlung erinnern und ihre Schlüsse daraus ziehen. Denn 2017 wurde der damals völlig unbekannte FDP-Politiker Frédéric Favre nur dank des massiven Supports der CVP in den Staatsrat gewählt.

Couchepin pokert also hoch./vm