23.02.2020, 12:10
Reckingen: Besuch vom weissen Tod
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50 Jahre Bächital-Lawine: Am Montag findet in Reckingen eine Gedenkfeier statt.
Bildquelle: rro
Am Montag ist es 50 Jahre her, als in Reckingen 30 Personen durch die Bächital-Lawine starben. Es war eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit es Aufzeichnungen zum Thema gibt.

Um 5 Uhr 5 frühmorgens, zu nachtschlafener Stunde, waren auf der Alp Bächji auf 2500 Meter über Meer 1,8 Millionen Kubikmeter Schnee vom Hang abgebrochen. Es hatte im Februar viel geschneit, über zwei Meter auf eine dünne Dezember/Januar-Schneeschicht. Dazu hatte vor dem Unglück der "Twärr" genannte Südwestwind bis zu sechs Meter hohe Wächten aufgetürmt. Die Lage war instabil.

Bei viel Schnee und Wind wird die Bächital-Lawine gefährlich, hatten die alten Leute gewarnt. 1749 hatte dieselbe Lawine das Pfarrhaus verschüttet und drei Geistliche und die Magd getötet. Und wenn man den Honiggistein vom Dorf aus nicht sieht, wie zwei Tage vor dem Unglück, ist sowieso Gefahr im Verzug, sagten die alten Leute des weiteren. Keiner hörte hin.

Das im benachbarten Gluringen stationierte Militär war ein Segen. 40 Minuten nach dem Lawinenniedergang trabten die ersten Helfer an - die erste Stunde nach einer Verschüttung ist bekanntlich die lebenswichtigste. 950 militärische und zivile Helfer, 13 Lawinenhunde, 14 schwere Baumaschinen und drei Helikopter waren im Einsatz.

Fünf Dorfbauten wurden zertrümmert. Die Brocken der dreistöckigen Offiziersmesse, die ursprünglich ein Gasthaus war, wurden 300 Meter weit gerissen. Den letzten von 29 Toten barg man nach vier Tagen. Ein lebend Geborgener starb im Spital.

Am Montag organisiert die Gemeinde Goms einen Gedenkanlass. Nach 10 Uhr führt ein Gedenkmarsch vom Lawinendamm in Reckingen zur Pfarrkirche. Im Anschluss an die Messe kommt es zur Kranzniederlegung./ip