13.04.2020, 17:01
Wallis: Chancen und Tücken von finanzieller Unterstützung in der Coronazeit
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In Zeiten der Coronakrise wird der Ruf nach finanzieller Unterstützung immer lauter.
Bildquelle: phere
Der Ruf nach finanziellem Zuschuss während der Coronakrise wird immer lauter. Der Chefökonom der Walliser Kantonalbank, Daniel Rotzer, schätzt Unterstützungsmöglichkeiten im Gespräch mit rro ein.

Die Corona-Pandemie hat zurzeit auch die Schweizer Wirtschaft fest im Griff. Verschiedene Akteure melden sich daher mit diversen Anregungen zu Wort. So auch das Forum Geldpolitik. Dieses fordert, dass zur Unterstützung der Wirtschaft die Ausschüttungsreserven der Schweizerischen Nationalbank verwenden werden sollen. Die Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank an Bund und Kantone soll demnach zur Finanzierung der Corona-Krise von vier auf zehn bis zwölf Milliarden pro Jahr erhöht werden, so der Vorschlag. Der Chefökonom der Walliser Kantonalbank, Daniel Rotzer, wägt diese Forderung mit Blick auf mehrere Punkte ab: Zum einen sei die Schweizerische Nationalbank als unabhängige Institution für die Geld- sowie Währungspolitik zuständig. Eine angemessene Fiskalpolitik zu betreiben, sei hingegen die Aufgabe des Staats, führt Rotzer aus. Weiter gelte es sich stets bewusst zu machen, dass die aktuelle Ausschüttungsreserve mit 84 Milliarden zwar sehr hoch sei, die Nationalbank aber eine eine Bilanz von 800 Milliarden aufweise: "Die Reserven können dementsprechend sehr schnell aufgebraucht sein, wenn die Finanzmärkte unter Druck kommen, so wie es zurzeit der Fall ist", so der WKB-Ökonom. Wenn man die Schweizerische Nationalbank jetzt in die Pflicht nehme, wecke dies ausserdem Begehrlichkeiten - wie beispielsweise mit Blick auf die kommende Sanierung des Sozialwerkes, so Rotzer. 

In Zeiten der Coronakrise ist zudem der Ausdruck A-fonds-perdu-Beiträge in aller Munde. Damit sind Investitions- oder Sanierungsbeiträge gemeint, auf deren Rückzahlung die öffentliche Hand im vornherein verzichtet. Für viele ist die Vorstellung von solch "geschenktem" Geld sehr verlockend. Rotzer mahnt hier zur Vorsicht: "Es gilt sich zu fragen: Wem gebe ich wie viel? Gebe ich einem Unternehmer, der sich grosszügig Dividenden auszahlt, gleich viel wie jenem, der den Gesamtgewinn in die Ausbildung der Mitarbeiter steckt?". Zudem können solche Beiträge laut Rotzer zu Fehlanreizen und möglichen Erwartungshaltungen mit Blick auf künftige Krisen führen.

Seit Tagen fordert ausserdem die Gewerkschaft Unia die Schliessung der Baustellen im Wallis. Der Bausektor macht jedoch einen wichtigen Wirtschaftszweig des Kantons aus. Folglich scheinen ökonomische Auswirkungen aufgrund einer möglichen Schliessung naheliegend. Wie diese aussehen könnten, weiss der Chefökonom der Walliser Kantonalbank: Rotzer zufolge wird zurzeit davon ausgegangen, dass in der Schweiz sowie im Wallis aufgrund der Krise lediglich 75 Prozent der Wirtschaftsleistung erbracht werden. Diesbezüglich sei der Tourismus das am meisten betroffene Segment und mache - wie die Bauindustrie - rund 10 Prozent der gesamten Wertschöpfung aus. Hinzu komme, dass jeder dritte Walliser entweder im Sektor Tourismus oder Bau tätig sei. Daher wären mit einer Schliessung der Baustelle grosse Kosten für den Staat verbunden. Dies wäre aber aufgrund der tiefen Verschuldung der Schweiz für eine gewisse Zeit verkraftbar. "Wie immer kommt es aber auf die Verhältnismässigkeit an", resultiert Daniel Rotzer./mz