13.04.2020, 08:01
Oberwallis: Kreative Seelsorge in aussergewöhnlichen Zeiten
In Zeiten der Coronakrise sah die Ostermesse anders als gewohnt aus. Pfarrer Rolf Kalbermatter bei der Feier der Osternacht am Samstag in der Gliser Kirche.
Bildquelle: rro
Wie so vieles stellt das Coronavirus auch Ostern auf den Kopf. Pfarrer Rolf Kalbermatter bot rro einen Eiblick in dieses besondere Osterwochenende.

Ob Hochzeiten, Taufen oder Beichten - die Pandemie trifft die Kirche zurzeit hart. Die Gläubigen müssen in Zeiten des Coronavirus auf verschiedene Sakramente verzichten. Nun fiel wohl zum ersten Mal seit Menschengedenken auch das höchste Kirchenfest in gewisser Weise aus. Weder am Karfreitag oder -samstag, noch am Ostersonntag, durften die Priester einen Gottesdienst im Kreise der Gemeinde feiern. Was also zwei Weltkriege nicht  verhindern konnte, schafft jetzt ein Virus. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. So haben viele Kirchen ihre Angebote, und damit auch die Ostermessen, ins Internet verlagert. Die Digitalisierung ist damit auch in der Kirche angekommen. "Es ist zwar zunächst ein komisches Gefühl, in die Leere zu beten. Aber schliesslich gewöhnt man sich daran und weiss, dass hinter der Kamera ganz viele Menschen mitfeiern", beschreibt der Pfarrer  der Pfarreien Ried-Brig und Termen, Rolf Kalbermatter, die Übertragungen von Messen. Ausserdem könne man auch einen Nutzen aus der ganzen Situation ziehen: Es werde sicherlich in Zukunft ebenfalls viele Menschen geben, die aus verschiedenen Gründen nicht vor Ort am Gottesdienst teilhaben können. Daher stellt das mögliche Fortsetzen solcher regionalen Messübertragungen für Kalbermatter eine gewinnbringende Option dar. Die Reaktionen der Kirchgemeinde auf die angebotenen Alternativen seien durchaus positiv, verrät Kalbermatter weiter. Lediglich die Nutzung der Streams in den sozialen Medien stelle für die ältere Generation eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. 

Auch auf die Seelsorge wirkt sich die Krise aus: "Wir erhalten viele Anrufe von Menschen, die Angst haben und den Besuch des Gottesdienst sowie die sozialen Kontake vermissen", schildert Kalbermatter die Ausnahmesituation. Dank Telefonaten und persönlichen Gesprächen könne hier jedoch Unterstützung geleistet werden, so der Seelsorger. Auch Todesfälle und Sterbebegleitung gehören nach wie Vor zum Alltag des Pfarrers. "Seit den eingeführten Massnahmen des Bundesrates hatte ich keinen freien Tag mehr", beschreibt Kalbermatter seinen Alltag. Obwohl er jeden Tag unterwegs sei, habe sich aber der soziale Kontakt deutlich eingeschränkt.  Dieser fehle ihm am meisten: "Ich freue mich sehr, endlich wieder andere Menschen in den Arm nehmen zu können".

Um den Gläubigen den Ostersonntag trotz der Coronapandemie ein wenig zu versüssen, haben sich der Pfarrer Rolf Kalbermatter und der Kirchenrat eine besondere Überraschung ausgedacht: In Termen und Ried-Brig verteilten am Ostersonntag mehrer Helfer die frisch gesegneten Osterkerzen an die über 75-Jährigen. Diese dürfen nämlich zurzeit das Haus nicht verlassen. Unter den freiwilligen Helfern war auch die sechzehnjährige Anna Maria Imhof anzutreffen: "Es ist ein sehr schönes Gefühl, den Menschen in dieser Zeit so helfen zu können"./mz