24.10.2019, 14:01
Wallis: Historische Chance für die Linke
Bild
Grosser Jubel bei den Ständeratskandidaten Mathias Reynard und Brigitte Wolf nach dem ersten Wahlgang am 20. Oktober. Jubeln sie auch nach dem zweiten Wahlgang?
Bildquelle: rro (Archivbild)
Beim zweiten Wahlgang bietet sich dem Walliser Linksblock die Möglichkeit, die ständerätliche CVP-Doppelvertretung zu brechen. Es wäre ein geschichtsträchtiger Moment.

36'323 Stimmen für den SP-Kandidaten Mathias Reynard und 24'799 Stimmen für die Kandidatin der Grünen Brigitte Wolf. Die beiden linken Politiker liessen aufhorchen. Besonders das Resultat von Wolf überraschte und zeigt: Die grüne Welle ist auch im bürgerlich dominierten Wallis angekommen. Reynard seinerseits machte besonders im Mittelwallis ein sehr gutes Resultat und liess die CVP-Konkurrenten Beat Rieder und Marianne Maret hinter sich. Mit einem Rückstand von knapp 3000 Stimmen ist Reynard zu einer ernsthaften Gefahr für das CVP-Duo geworden.

Der zweite Wahlgang der Ständeratswahlen am 3. November verspricht daher Hochspannung. Reynard und den Sozialdemokraten bietet sich die Chance, die Vormachtstellung der CVP zu brechen. Das ist eine Ausgangslage, vor der vor 20 Jahren nicht einmal die grössten Optimisten im linken Lager zu wagen geträumt hätten. Damals schien die CVP praktisch unbesiegbar. Doch die Ausgangslage hat sich verändert. Besonders im Unterwallis wirkt die CVP nach dem Abgang von Yannick Buttet orientierungslos. Bei den Nationalratswahlen am 20. Oktober verloren die Christdemokraten 5 Prozent Wähleranteil. Besonders im Unterwallis taumelt die Partei wie ein angeknockter Boxer und läuft Gefahr, die Vormachtstellung im Ständerat zu verlieren. Ganz anders sieht die Situation im linken Lager aus. Mathias Reynard und seine Anhänger wirken nach dem ersten Wahlgang regelrecht euphorisiert und spüren, dass sie am 3. November historisches schaffen könnten. Entsprechend mobilisiert das linke Lager im Wallis. Es kann im Gegensatz zur CVP mit Vorfreude in den weiten Wahlgang steigen. Die Linken können nur gewinnen. Die CVP nur verlieren. Nur gewinnen kann auch die Ständeratskandidatin der Grünen Brigitte Wolf. Mit über 25'000 Stimmen im ersten Wahlgang überraschte sie alle. Im Sog von Mathias Reynard, der momentan im ganzen Wallis eine sehr grosse Popularität geniesst, ist ihr im zweiten Wahlgang sehr viel zuzutrauen. Das CVP-Duo Rieder/Maret ist jedenfalls gewarnt. Denn Wolf machte besonders in den grossen Unterwalliser Talgemeinden viele Stimmen. In Sitten machte sie sogar mehr Stimmen als der amtierende CVPO-Ständerat Beat Rieder.

Schon jetzt ist klar: Am 3. November wird es ein sehr enges Rennen um die beiden Ständeratssitze geben./vm