22.10.2025
Lesung Elisabeth Joris - Mattmark 1965
19:30
Uhr
ZAP zur alten Post,
Visp
Am 30. August 1965 donnerte eine Eislawine auf die direkt unter dem Allalingletscher liegenden Arbeiterbaracken für den Bau des Staudamms Mattmark und begrub 88
Menschen unter sich. Elisabeth Joris gibt Einblicke in die Erinnerungen der Betroffenen und die Unterschiede in
der Erinnerungskultur zwischen Italien und der Schweiz.
Zur Autorin:
Elisabeth Joris, freischaffende Historikerin in Zürich, hat zahlreiche Beiträge und mehrere Bücher zum Forschungsschwerpunkt Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert veröffentlicht, u.a. zu geschlechtsspezifischen Aspekten der sozialen Bewegungen, der Migration,
der Entwicklung im Alpengebiet, der
politischen Partizipation und der Arbeit. Sie ist Vizepräsidentin der Stiftung für Erforschung der Frauenarbeit.
Zum Buch:
Am 30. August 1965 donnerte eine Eislawine auf die direkt unter dem Allalingletschers liegenden
Arbeiterbaracken für den Bau des Staudamms Mattmark und begrub 88 Menschen unter sich; 56 kamen aus Italien. Die Herausgeberin
Elisabeth Joris lässt die als Arbeitnehmerinnen oder Familienangehörige in den Bau des Staudamms involvierten Frauen zu Wort kommen. Sie beleuchtet zudem die Unterschiede in der
Erinnerungskultur. In der Schweiz steht Mattmark heute vorwiegend für einen beliebten Wanderweg, der das Saastal mit dem italienischen
Macugnaga verbindet und, so Andreas
Weissen, früher als Schmugglerpfad diente.
Sehr unterschiedlich fällt auch die Deutung der Gerichtsurteile aus, die sieben Jahre nach der Katastrophe die Verantwortlichen von jeglicher
Schuld freisprachen. Kurt Marti ergänzt die Erkenntnisse seiner Beschäftigung mit dem Prozess
durch die Analyse der seit 2022 öffentlich zugänglichen
Akten, die seine These von der einseitigen Sicht der Richter bestätigten. Vasco Pedrina beschreibt die Bedeutung von Mattmark
für den Wandel der gewerkschaftlichen Migrationspolitik zur Zeit der Schwarzenbach-Initiative,
als aus der Ablehnung der Zugewanderten als Konkurrenz eine solidarische Interessenvertretung
wurde.