08.04.2020, 17:01
Saas-Fee: Mit Haut und Haaren für das Gletscherdorf
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Hubert Bumann ist am Montag im Alter von 96 Jahren verstorben. Er prägte als Präsident, Kur- und Bahndirektor jahrzehntelang den Tourismusort Saas-Fee.
Bildquelle: rro (Archivbild)
Bahndirektor, Kurdirektor und Gemeindepräsident. Hubert Bumann ist am Montag 96-jährig verstorben. Saas-Fee hat seinen grössten Promotor und Tourismuspionier verloren. Ein Nachruf.

Hubert Bumann und der Tourismus in Saas-Fee. Das war mehr als ein halbes Jahrhundert lang die perfekte Symbiose. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Saas-Fee ein abgelegenes und verschlafenes Bergdorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam dann der Aufschwung. Der Wintertourismus nahm Fahrt auf und Saas-Fee entwickelte sich von einem kleinen verschlafenen Dorf zu einer Top-Tourismusdestination im Alpenraum. Den Aufschwung entscheidend als Pionier und Mastermind mitgeprägt hatte Hubert Bumann. Inspiriert von deutschen Touristen, welche sich fürs Skifahren sogenannte Transportanlagen wünschten, initiierte Bumann zusammen mit drei Kollegen den ersten Skilift in Saas-Fee.

Anfangs wurde Bumann für seine Ideen noch belächelt. Doch davon liess er sich nicht beirren. Er ging damals von Haus zu Haus und sammelte so das Geld für den Skilift. Als 1953 die ersten Skilifte standen, wurde die Luftseilbahnen Saas-Fee AG gegründet. Hubert Bumann war der erste Bahndirektor. Diese Funktion übte er bis 1995 aus. Von 1988 bis 2002 war er auch Verwaltungsratspräsident der Bahngesellschaft. Während seiner Zeit an der Spitze der Luftseilbahnen Saas-Fee AG gab es nur eine Richtung: Vorwärts. Unter seiner Führung wurde in den 1980er-Jahren die Metroalpin hinauf aufs Mittelallalin gebaut. Es war sein Meisterstück und das wohl grösste Vermächtnis, das er seinem geliebten Heimatort Saas-Fee hinterlässt. In den 1980er-Jahren musste Hubert Bumann einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Sein Sohn Guido, ein leidenschaftlicher Helikopterpilot und Alpinist, stürzte in Nepal beim Abstieg von der Ama Dablam ab und erlag später seinen Kopfverletzungen.

Doch nicht nur in der Bergbahnen-Branche, sondern auch im Tourismus hinterliess  Hubert Bumann grosse Spuren. Als junger Mann fing er im Verkehrsbüro als Sekretär an. Anschliessend amtete Bumann als Kurdirektor und Präsident, und entwickelte Saas-Fee zu einer Top-Tourismusdestination im Alpenraum. Der Slogan: "Saas-Fee, die Perle der Alpen" war geboren. In den 1970er-  und 1980er-Jahren erlebte Saas-Fee als Tourismusdestination einen regelrechten Boom. Das Gletscherdorf verzeichnete jährlich mehr als eine Million Logiernächte.

Ebenfalls als Politiker hat Hubert Bumann Spuren hinterlassen. Im zarten Alter von 24 Jahren wurde Bumann im Jahr 1948 zum Gemeindepräsidenten von Saas-Fee gewählt. 20 Jahre lang übte er dieses Amt aus. Mit dem berühmten deutschen Schriftsteller Carl Zuckmayer, der sich in Saas-Fee niederliess, war Bumann eng befreundet. Auch auf kantonaler Ebene politisierte Hubert Bumann. 24 Jahre lang war er Grossrat und präsidierte von 1976 bis 1977 als Landeshauptmann das Walliser Kantonsparlament.

Auch im Ruhestand verfolgte Hubert Bumann das politische und touristische Geschehen intensiv mit. Seinen Lebensabend verbrachte er im Alters- und Pflegeheim in Saas-Grund, wo er am 6. April im Alter von 96 Jahren verstarb.

Hubert Bumann hat als Politiker und Touristiker ein halbes Jahrhundert lang die touristische Weiterentwicklung in Saas-Fee an vorderster Front mitgeprägt. Sein Vermächtnis sind die Bergbahnen und besonders die Metroalpin. Beide sind das Herzstück der Tourismusdestination Saas-Fee/Saastal. Mit diesem Vermächtnis gingen verschiedene auswärtige Akteure im Bahn- und Tourismussektor in den vergangenen rund 10 Jahren nicht immer sorgfältig um. Seit einem knappen Jahr werden die Bergbahnen und die touristische Vermarktungsorganisation wieder von einheimischen Fachleuten operativ geführt. Bleibt zu hoffen, dass sie sich vom Pioniergeist von Hubert Bumann anstecken lassen und zu seinem Erbe Sorge tragen./vm